Barton Benes - Curiosa
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"Petits fours", 2003
30 x 28 cm
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Barton Benes sammelt Kuriositäten und nicht
eindeutig erkennbare, fragmentarische Objekte, deren Geschichten
von ihm transparent gemacht werden und somit einen
Bedeutungswandel erfahren.
Ein menschlicher Knochen aus der St.Sebastian-Katakombe in Rom,
der vor 40 Jahren den Weg in Barton Benes' Tasche fand,
bildete den Anfang. Zuwachs erhielt die Sammlung nach dem Tod
eines Freundes. Dessen Nachttischinhalt erachtete die Familie des
Verstorbenen als Unrat, Benes hingegen verwahrte ihn als
Erinnerung an den toten Freund bei sich.
All die kleinen, persönlichen Dinge dokumentierten dessen
Leben, davon wollte und konnte sich der Künstler nicht
trennen. Freunde und Bekannte realisierten dieses Archivieren und
versorgten Barton Benes mit Relikten. Aufgrund seines
Bekanntheitsgrades lassen ihm nun auch Berühmtheiten aus
allen Bereichen der Gesellschaft Objekte zukommen. Benes montiert
die Kuriositäten auf Kartons, beschriftet diese in seiner
charakteristischen Handschrift und gruppiert sie in Museen mit
unterschiedlicher Thematik.
Geld in allen Variationen ist für den Künstler im
physischen Sinne von Wichtigkeit. Seine Souvenirs sind aus
Papiergeld gefertigt: Verschiedene Währungen formt er zu
landestypischen Objekten, oder zerschnipselte, amerikanische
Dollars werden in Flechtarbeit wieder zu einer einzigen Note
zusammengefügt.
Der Verlust von zahlreichen Freunden prägte Barton Benes.
Er appelliert mit seinen Arbeiten an Erinnerung und Assoziation.
Verschiedene Assoziationen und Interpretationen lässt sein
Werk aus Pillen und Tabletten zu: Durch ihre Präsentation
auf Glassockeln, wie sie in einer Konditorei Verwendung finden,
werden die Medikamente zu süsser und bunter Zuckerware, ganz
gegensätzlich zu ihrer Bestimmung Leben zu verlängern
oder zu retten. Benes’ Werk hat konzeptuellen Charakter.
Durch die Berührung mit Ruhm wird Abfall in Objekte von
Belang transformiert. Was auf den ersten Blick amüsant
erscheint, erreicht in seiner Auseinandersetzung tiefere
Dimensionen. Durch die Präsentation und die
Aneinanderreihung von Benes' Objekten wird der Betrachter mit
dem ihm eigenen Voyeurismus konfrontiert.
Eine Transformation hat durch Barton Benes auch Gisèle
Linder’s Galerie erfahren. Für kurze Zeit, bis zum 17.
Mai, sind die kuriosen Werke des Amerikaners in der sonst vor
allem für konkrete und monochrome Kunst bekannten Galerie zu
sehen.
Marion Wild
New York, März 2003
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